Jahresbericht 2019
Bericht des PräsidentenKettenfähre Schadau
Aarequerung in Thun für Fussgänger, Rollstuhlfahrer, mit dem Velo, Rollator oder Kinderwagen
von der Bächimattpromenade zur Scherzligkirche und dem Schloss Schadau oder umgekehrt gelangen will. Der frühere Fährbetrieb wurde eingestellt und bis jetzt ist keine Alternative für die dreiminütige Aarequerung realisiert. Eine Kettenfähre stellt eine öffentliche Querungsmöglichkeit für den nichtmotorisierten Verkehr dar, ob für Velofahrer, Schülerin, Pendler, Ausflügler, Touristin oder Anwohnerin. Das durchwegs barrierefreie Design der Anlegestellen und der Kettenfähre ist ideal geeignet für Personen mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen.
Eine Kettenfähre zieht sich an einer oder an zwei Ketten von einem Ufer zum anderen. Die Ketten sind beidseitig am Ufer verankert und liegen auf dem Flussgrund. Sie stellen daher kein Hindernis für die Schifffahrt dar. Weil sie sich nicht bewegen, gefährden die Ketten auch nicht die Fische. Die Fähre nimmt die Kette nach oben, «hangelt» sich daran vorwärts und lässt sie zurück auf den Grund gleiten. Da die Fähre entlang der Kette fährt, ist
sie nie frei und muss nicht in eine Richtung gesteuert werden. Sie braucht im Prinzip keine Steuerperson und legt automatisch perfekt an. Zudem kann sie
jederzeit ohne Energieeinsatz anhalten und muss nicht befestigt werden.
Computergesteuerter Betrieb
Die Fähre kann bei den Anlegestellen «bestellt» werden, wobei der Steuerungscomputer die Fahrt anhand des Schiffsverkehrs und weiteren Bedingungen überwacht und freigibt. Auf der Fähre kann die Fahrt durch Drücken der Fahrtrichtungstaste eingeleitet werden. Mit den Stopp- und Hilfetasten kann in einer Notsituation die Fähre angehalten oder Hilfe angefordert werden.
Alternative Energiegewinnung mittels Photovoltaikanlage
Der Kettenantrieb mit Elektromotor ist umweltfreundlich und die benötigte Leistung ist viel kleiner als sie bei einem Propellerantrieb wäre. Die Batterien werden sowohl bei den Betriebspausen wie auch mittels einer Photovoltaikanlage, die sich auf dem Dach der Fähre befindet, aufgeladen. Die überschüssige Energie, die an sonnigen Tagen gewonnen werden kann, wird über eine Netzankoppelung in das Stromnetz eingespeist. Wir rechnen mit einem Minergie oder sogar mit einem Plusenergie Betrieb. Mithilfe der Transpondertechnik kann die Steuerung der Fähre vortrittsberechtige Kurs- und Lastschiffe erkennen und ihnen die Vorfahrt gemäss Binnenschifffahrtsgesetz gewähren. Sensoren erkennen zudem Schiffe und Objekte, und die Fahrt wird im Falle eines Kollisionskurses angehalten. Die Fähre wird für einen vollautomatischen Betrieb ausgestattet und ist während eines festgelegten Zeitfensters verfügbar.
Die Aarequerung an dieser Stelle hat schon eine lange Geschichte und war eine der Massnahmen für den Langsamverkehr aus der Gesamtverkehrsstudie für die Agglomeration Thun aus dem Jahr 2000. Die Massnahmen für den motorisierten Individualverkehr MIV wurden umgesetzt (z.B. Bypass Thun), aber unsere Kettenfähre als flankierende Massnahme für den Langsamverkehr hat es noch nicht bis
zur Realisierung geschafft.
Die «Arbeitsgruppe Kettenfähre» (AGK) besteht aktuell aus fünf Personen: Peter Dütschler, Initiant, ehemaliger Stadt- und Grossrat (FDP) und Präsident Verein Panorama Rundweg Thunersee. Weitere Mitglieder sind Adrian Christen, Präsident Pro Velo Region Thun und Stadtrat, Franz Rüegg, ACD Engineering in Steffisburg, Erfinder des MOBRI2 (mobile Brücke), Entwickler der Aare-Kettenfähre und Gemeinderat von Hilterfingen (FDP), und Theodor Schmidt, Ingenieurbüro IBS, Solarbootentwickler und Ideenlieferant. Seit Ende 2019 ist Jerun Vils Projektleiter des Kettenfähren-Projektes . Sein Mandat hat zum Ziel, bis im Sommer 2020 die Baubewilligung einreichen zu können. Jerun Vils ist mit seiner Erfahrung im Tourismus und BLS die ideale Person für diese herausfordernde Aufgabe.
Stand der Dinge
Seit Anfang dieses Jahres arbeiten wir eng mit der Stadt Thun zusammen. Zwei Vertreter des Tiefbauamtes sind Mitglieder unserer Arbeitsgruppe Fähre. Beat Hämmerli ist seit Beginn in das
Projekt Aarequerung involviert und hat den Variantenentscheid im Jahre 2013 erstellt. Er wird von Eric Lanz unterstützt.
Unterstützt durch Schiffsbauingenieur Kindlimann sind wir daran, die Fähre im Detail zu planen. Im Februar wurden genaue Geländeaufnahmen erstellt, damit die Stege mit dem Andockmechanismus
gezeichnet werden können.
Auch das Betriebskonzept wurde in einem ersten Entwurf erstellt, das Bundesamt für Verkehr BAV ist inzwischen ebenfalls interessiert an unserem Konzept und ist an einer Machbarkeitsstudie
interessiert, damit die Technologie auch an anderen Orten in der Schweiz eingesetzt werden kann.
Wie Sie aus den Schilderungen sicherlich spüren, ist zur Zeit sehr viel «Zug im Kamin», wir hoffen diesen Sommer das Baugesuch einreichen zu können.
Panoramabrücke Oberhofen
Ein nachhaltiges, wertvolles Geschenk wird nicht angenommen
Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Frutiger AG wollte die in Oberhofen ansässige Firma der Gemeinde ein nützliches und nachhaltiges Geschenk machen. Die Idee wurde aufgegriffen, eine
Hängebrücke der Bevölkerung und dem Verein Panorama Rundweg Thunersee als Geburtstagsgeschenk zu bauen.
Luc und Thomas Frutiger nahmen die Planung und Verhandlungen umgehend auf und nach dem positiven Entscheid der Burgerversammlung Oberhofen im Jahre 2017 wurde die Projektierung in Angriff genommen. Martin Dietrich (Vorstandsmitglied des Vereins Panorama Rundweg Thunersee) wurde mit der Planung einer Brücke beauftragt, die sich optimal in das Landschaftsbild einfügt.
Er entwarf eine schlanke, moderne Hängebrücke, die allen Anforderungen gerecht wurde.
Die Abstimmung in der Gemeinde
Im Mai 2019 war es endlich soweit: Die Gemeinde Oberhofen durfte über die Realisation des Projektes «Panoramabrücke Oberhofen» entscheiden.
Hoch emotional wurde diskutiert, teilweise mit unfairen Mitteln gestritten und schlussendlich abgestimmt: ein knappes Ja für die Brücke resultierte aus der stundenlangen Diskussion.
Für uns ist dieser knappe Entscheid schon schwer nachvollziehbar, aber was anschliessend geschehen ist, gleicht einem Dorftheater mit unverhofftem Ausgang:
Die Brückengegner haben trotzdem gewonnen!
Der undifferenzierte Widerstand hat dazu geführt, dass die Firma Frutiger ihr grosszügiges Geschenk an die Gemeinde zurückgezogen hat. Für den Vorstand des Panorama Rundweg Thunersee ein herber Rückschlag. Wir haben für die Oberhofner und Wanderer mit viel Energie und Umsicht versucht die Lebensqualität in unserer schönen Region zu verbessern. Zurzeit haben Engstirnigkeit und fanatischer Naturschutz obsiegt. Die Idee lebt weiter, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Ohne die neue Hängebrücke in Oberhofen ist die Routenführung zwischen Sigriswil und Thun nicht fertig und ein anerkanntermassen einmaliges Projekt mit nationaler Ausstrahlung kann momentan
nicht weiterverfolgt werden.
Sigriswil
Die Panoramabrücke Sigriswil bleibt das Flaggschiff des Panorama Rundwegs Thunersee.
Der immer noch sehr beliebte Ausflugspunkt für Touristen bleibt eine der grössten Attraktionen des Berner Oberlandes und wird als Fussweg für den Einkauf oder als Schulweg von den Einheimischen rege genutzt.
Unsere Ranger leisten einen wertvollen, unverzichtbaren Beitrag, so dass der Betrieb reibungslos abläuft und immer wieder neue Mitglieder gewonnen werden können.
Im Vergleich zum Vorjahr 2018 konnten wir sogar zulegen:
Tickets | Gäste | MG* 20.00 | MG 50.00 | MG 100.00 | Gruppen / Anzahl Personen | |
---|---|---|---|---|---|---|
2018 | 17'961 | 6'644 | 140 | 2 | 2 | 1'219 |
2019 | 19'820 | 8'440 | 150 | 7 | 2 | 1'173 |
* Mitgliedschaften
Das Suizidpotential der Hängebrücken, insbesondere Sigriswil, ist seit Beginn weg ein anspruchsvolles Thema, das wir eingehend abgehandelt haben. Wir verzeichnen 1-2 Selbstmorde pro Jahr und
arbeiten bei einem Suizid eng mit der Polizei zusammen. Tatsache ist, dass es pro Jahr in der Schweiz über Tausend Selbstmorde gibt. Wir wurden von Fachleuten gebeten, keine Warntafel, keine Netze und kein Nottelefon einzurichten. Die Rettungsmannschaften können nirgends so unauffällig wie in Sigriswil die Tatstelle aufräumen, ohne Gaffer und Publizität.
Leider wurden die Kassen mehrmals aufgebrochen und Geld gestohlen. Es wurden nun Bewegungsmelder mit einer Lichtanlage eingerichtet, damit die Langfinger mit der Webcam auch
nachts aufgezeichnet werden können. Zudem wurde ein besseres Schloss montiert.
Fernsehserie «crash landing on you»
Die Panoramabrücke Sigriswil wurde zum Drehort der erfolgreichen südkoreanischen Fernsehserie «crash landing on you». Im Herbst wurden die Szenen mit viel Aufwand auf der Hängebrücke
5/5 gedreht. Die Ausstrahlung der Serie wird sicher viele Touristen aus Südkorea ins Berner Oberland locken.
Leissigen
An der Brücke in Leissigen trifft man immer zufriedene Gesichter. Auf unserem regelmässigen Prüfgang mussten wir leider zu Kenntnis nehmen, dass die Spendensäulen schon wieder aufgebrochen wurden. Wir sind auf der Suche nach geeigneten Möglichkeiten, damit die zufriedenen Besucher etwas an das Projekt spenden können. Immerhin kam pro Jahr ein rechter Batzen zusammen, aber die Umtriebe sind unterdessen grösser als die Einnahmen.
Beatenberg
Haben sie die krümmste Hängebrücke der Welt schon besucht? Es lohnt sich, die Zugangswege sind gut unterhalten.
Dank
Mein grosser Dank geht an alle Besucher, Vereinsmitglieder, Vorstandsmitglieder, Behörden und Amtsstellen, Helfer und Sponsoren, die uns unterstützen, den Panorama Rundweg Thunersee von der Idee in die Realität umzusetzen.
